Ausnahmsweise lässt sich der Mustang GT auch mal kutschieren - aber nur als Passagier auf den Fähren auf die Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien! Auf dem Land ist er unschlagbar. Auch in der Toskana, wo die Straßen ebenso mittelalterlich sind wie die weltbekannten Städte!
Italien - Toskana
Wir starten unsere Tour im Norden der Toskana in Carrara, wo die vorangegangene Tour geendet hat (siehe Mustang GT Küstenhopping in Italien). Wer von dort Richtung Süden fährt, passiert die Provinzstadt Pisa. Es liegt also nahe, dem berühmten schiefen Turm einen Besuch abzustatten. Er ist Teil eines Ensembles aus Dom, Baptisterium und eben dem alleinstehenden Glockenturm, und Wahrzeichen der Stadt. Das gesamte Ensemble wurde im 12. Jahrhundert aus Marmor aus den nahegelegenen Carrara-Steinbrüchen errichtet und liegt in einem sehr gepflegten Park. Auf dem Foto sieht der Turm ja schon schief aus, aber kein Foto kann vermitteln, wie sehr man vor Ort ein mulmiges Gefühl hat, der Turm könnte jeden Moment umstürzen! Dabei wurde die Schieflage bereits mit umfangreichen Maßnahmen von 5,5 auf 4° korrigiert. Mutig, da auch noch hinaufzusteigen...
Von Pisa sind es etwa 60 km über die Schnellstraße Pisa-Florenz bis zum nächsten Ziel Vinci, einem verschlafenen Nest mit kleinem Kastell in der Mitte, nördlich von Empoli. Richtig geraten, dort wurde ein gewisser Leonardo da Vinci geboren, dem im genannten Kastell ein Museum gewidmet ist. Es gibt zwar auch eines in Florenz, aber in jenem in Vinci sind unter anderem Modelle jener Entwürfe ausgestellt, die Leonardo gezeichnet hat, um das Leben der Handwerker zu erleichtern bzw. effizientere Waffen zu bauen. Faszinierend zu sehen, dass Dampfmaschinen, Webstühle, Flaschenzüge etc. heute genau so funktionieren, wie sie Leonard vor mehr als 500 Jahren erdacht, aber niemals selbst gebaut hat! Er muss also entweder Zeitreisender gewesen sein, oder ein Alien...
Vom Dach des Kastellturms, in dem sich das Museum befindet und den man über zahlreiche Stufen erklimmen muss, hat man übrigens einen umwerfenden Rundumblick in das Herz der Toskana. Das Museum ist also mehr als sehenswert, sollte in der Hauptsaison aber vorgebucht werden.
Unser Basislager für die Toskana-Erkundung schlagen wir in San Miniato auf, auf selber Höhe wie Vinci, nur südlich der Schnellstraße. San Miniato ist eine weitläufige Gemeinde, mit mittelalterlichem Altstadtkern auf einer Anhöhe. Dort finden im Sommer Theaterfestivals statt und der Stadtkern wird abends für den Autoverkehr gesperrt. Restaurants stellen dann Tische und Sesseln auf die Straße und vor allem Einheimische treffen sich zu Speis und Trank. Viele Restaurants bietet auch Terrassen mit spektakulärem Ausblick in die Nord- oder Südtoskana. Italienisches Lebensgefühl pur!
Die toskanischen Hauptattraktionen Florenz und Siena lassen wir bewusst aus. Fixpunkte unserer Toskana-Rundfahrt sind hingegen die beiden mittelalterlichen Städte Volterra und San Gimignano. Obwohl nur rund 50 km von San Miniato und etwa 30 km voneinander entfernt, sollte man viel Zeit einplanen. Die Straßen in der Toskana sind die reinste Zumutung, mehr als 50 km/h eine Mutprobe. Die Stoßdämpfer des Ponys waren echt gefordert. Was auf dem Plan so aussieht, als wäre es gleich um die Ecke, ist im Regelfall mindestens 1 h Fahrzeit entfernt. Sollte man also auch noch in den tiefen Süden der Toskana wollen, muss man auf jeden Fall das Quartier wechseln, sonst sitzt man den ganzen Tag im Auto.
Die mittelalterlichen Städte der Toskana thronen allesamt auf Bergrücken, umgeben von grasbewachsenen oder bewaldeten Hügeln, mit engen Gässchen und viel Geschichte. So auch Volterra. Schon die Ethrusker haben hier im 4. Jahrhundert vor Christus ihre Zelte aufgeschlagen, die Festung im Zentrum (Fortezza Medicea) dient heute als Staatsgefängnis. Wenigstens haben die Insassen einen schönen Ausblick, unter anderem auf das römische Theater und die Thermen. Überall kann man ethruskischen Schmuck oder Mitbringsel aus Alabaster erwerben, einer mikrokristallinen Varietät des Minerals Gips. Uns interessieren jedoch weniger der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana oder die ethruskische Stadtmauer, sondern vielmehr ein Lost Place der ganz besonderen Art, etwas unterhalb der Altstadt.
Dort, wo sich heute noch ein kleines Kreiskrankenhaus befindet, wurde über knapp 100 Jahre die größte psychiatrische Klinik Italiens betrieben (bis etwa Ende der 1970er Jahre). Auf mehr als 400.000 m² Gesamtfläche befinden sich 40 riesige Pavillons, von denen drei noch genutzt werden. Der Rest verteilt sich in einem Wald hinter der Klinik und wird seit Einstellung des Betriebes sich selbst überlassen. Vier der größten Pavillons können im Rahmen einer Führung besichtigt werden (online vorreservieren unter www.manicomiodivolterra.it), leider nur von außen, durch kaputte Fenster und Türen sieht man aber sehr gut hinein. Ein eigener Friedhof zeugt davon, dass viele Insassen, darunter auch Prostituierte, Obdachlose, Trinker und sonstige Leute, die man irgendwie loswerden wollte, die fragwürdigen Behandlungen mit Elektro-, Kälte- oder Hitzeschocks nicht überlebt haben. Man ist fassungslos, nicht nur angesichts des Wahnsinns, der sich dort jahrzehntelang abgespielt haben muss, sondern auch angesichts des völlig brachliegenden und dem Verfall preisgegebenen Gebäudepotentials dieses Ortes (beinahe 30.000 m²!).
Empfangen wird man übrigens von unheimlichen Gestalten im Park vor der Klinik, einer Kunstinstallation der im Staatsgefängnis Volterra einsitzenden Häftlinge. Ob solch ein Anblick zu einer schnellen Genesung der Kranken in der gegenüberliegenden Klinik beiträgt? Ich bezweifle das...
Die Führungen werden nur auf Italienisch angeboten, Guide Claudia spricht aber sehr gut Englisch und übersetzt die wesentlichen Punkte gerne. Zum Beispiel auch die Geschichte des Insassen Fernando Nannetti, der zehn Jahre in der geschlossenen Abteilung verbracht hat und in dieser Zeit die gesamte Mauerfläche des Pavillons Ferri auf etwa 1 m Höhe mit einem Knopf seiner Weste bekritzelt hat, mit allem, was ihn bewegt hat. Briefe, Anklagen, Kochrezepte, Szenenbeschreibungen. Teile dieser Mauerbilder sowie unheimliche und lustige Gerätschaften aus der Betriebszeit können in einem angeschlossenen kleinen Museum besichtigt werden. Die Führung dauert etwa 2,5 - 3 h und kostet pro Person € 10. Mit Sicherheit einer der größten und gruseligsten Lost Places in Europa, den man sich nicht entgehen lassen sollte!
Deutlich weniger gruselig geht es in San Gimignano zu, dem Schauplatz eines ungewöhnlichen mittelalterlichen Wettkampfes: Die dort ansässigen Patrizierfamilien versuchten, sich gegenseitig in der Höhe ihrer Geschlechtertürme zu übertrumpfen. Von den einst 72 Türmen sind heute noch 15 erhalten, von denen der höchste 54 m misst. Die Türme sind schon von weitem erkennbar. Auf dem zentralen Platz (Piazza del Duomo) befindet sich übrigens ein weltmeisterlicher Eissalon, leicht zu erkennen an der langen Schlange an Wartenden davor.
Wer wegen des Weins in die Toskana kommt, findet hunderte Weingüter, in denen Weinverkostungen angeboten werden. Diese bestehen meist aus vier bis fünf Weinen mit Bruschetta, Käse und Olivenöl als Begleitung, um etwa € 18 - 30 pro Person. Viele der Weingüter bieten auch Übernachtungsmöglichkeiten an, allerdings zu einem meist recht hohen Preis. Da im Mustang leider kein Platz für Weinkartons ist, begnügen wir uns mit einer Verkostung, ehe es am nächsten Morgen weitergeht auf die Mittelmeerinsel Korsika.
Korsika
Die Fähre nach Korsika legt in Livorno ab, die Zufahrt ist gut beschildert. Es ist ratsam, die Tickets vorab online zu buchen. Die 4,5-stündige Überfahrt kostet für zwei Personen und Pony rund € 110.
Korsikas Küsten könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die Ostküste flach abfallende Sandstrände aufweist, ist die Westküste steil und wild. Ein Paradies für Motorrad- und Radfahrer. Die Fahrt in den Süden über die Berge dauert allerdings etwa doppelt so lang wie an der eher faden Ostküste entlang. Aus Zeitgründen wählen wir trotzdem die Ostküste und leider bestätigt sich wieder: ich werde mit dieser Insel nicht warm, sie empfängt mich zum zweiten Mal mit verschlossenen Armen! Die Leute sind total unfreundlich, sprechen ein eigenartiges Französisch und bemühen sich nicht mal ansatzweise, verständliches Französisch oder gar Englisch zu sprechen. Auf den Überlandstraßen gelten absolut sinnlos niedrige Geschwindigkeitsbeschränkungen, und die Einwohner halten sich penibelst daran. Erst der Süden ist etwas einladender, mit Bonifacio als optischem Highlight.
Bonifacios Altstadt liegt - teils überhängend! - auf einem hohen Felsen, der komplett von einer Burganlage eingenommen wird. Der Blick auf die Steilküste rechts und links ist atemberaubend! Am Fuße des Felsens liegt ein langer, geschützter Hafen. An der Hafenpromenade reiht sich ein Restaurant an das andere. Viele Franzosen und Italiener kommen mit ihren Superjachten hierher zum Abendessen, denn die Preise sind moderat. Am meerseitigen Ende des Hafens legt die Fähre nach Sardinien ab, die Überfahrt dauert 50 min und kostet für zwei Personen und Pony ca. € 100. Damit ist sie im Vergleich relativ teuer. Vielleicht ein Grund, warum nur wenige diesen Weg wählen, die Fähre ist vergleichsweise winzig und das Pony teilt sich den Frachtraum mit gerade mal zehn Fahrzeugen.
Sardinien
Geplant ist eigentlich eine kleine Rundreise auf Sardinien, vor allem an die berühmte Costa Smeralda nördlich von Olbia. Ehrlicherweise sind wir nach 1.500 km aber schon ein wenig kurvenmüde und wollen uns einen Strandtag gönnen. Gelegenheit dazu gibt es auf Sardinien ja genug. Da die Fähre nach Toulon in Frankreich in Porto Torres für die nächste Tour im Nordwesten der Insel ablegt, suchen wir ein entsprechendes Plätzchen auf der westlich davon gelegenen langgezogenen Halbinsel rund um Stintino. Es ist ein wunderschöner Tag und die Idee haben natürlich mehrere. Am ersten bekannten Strand, "Le Saline", etwa in der Mitte der Halbinsel ostseitig gelegen, stehen die Autos schon bei der Einfahrt Schlange. Kein gutes Omen. Also weiter zum weltbekannten Strand "La Pelosa" ("die Haarige") am nördlichen Spitz der Halbinsel. Sicherlich einer der schönsten Strände Sardiniens, mit türkisblauem Wasser und feinem Sand, hochgelobt in allen Blogs und Führern.
Was man allerdings wissen muss: aus "Umweltschutzgründen" ist der Zugang für maximal 1.500 Personen pro Tag beschränkt und man muss sich mindestens einen Tag vorher online anmelden! Und natürlich bezahlen, € 3,50 pro Tag und Person. Zudem kostet der Parkplatz € 2/h. Liegen und Schirme werden nicht vermietet, hat man keine mit, kann man sie oberhalb des Strandes bei fliegenden Händlern kaufen. Macht für einen Strandtag von 6 h um die € 30, ohne noch einen Zeh in das zugegeben wunderschöne Meer gehalten zu haben. Vorausgesetzt, man hat sich angemeldet und bekommt das begehrte Armband. Dafür liegt man dann wie die Sardinen in Sardinien auf dem kleinen Fleckchen Sandstrand beinahe aufeinander und muss das Wasser vor lauter Menschen schon suchen. Fazit: wir nennen das Abzocke, und der Strand ist definitiv nichts für die Hauptsaison!
Wir versuchen unser Glück dann doch noch bei Le Saline, und siehe da, es entpuppt sich als die deutlich bessere Alternative! Der Strand ist weniger breit, aber sehr lang, sodass sich die Menschenmassen super verteilen. Der Parkplatz ist riesig und kostenlos, da findet man immer ein Plätzchen. Zahlreiche Standbars vermieten auch Liegen und Schirme, wenn auch zu saftigen Preisen (€ 18-29/Tag, je nach Reihe). Im Wasser ist fast niemand. Der Strand ist etwas kieseliger (wie Reis), aber das tut der Freude keinen Abbruch. Das Meer ist angenehm erfrischend und klasklar! Fazit: auch bei Massenansturm hat man noch genügend Platz und wer keinen Schirm und Liegen braucht, badet absolut kostenlos!
Nach einem erfrischenden Strandtag mit Anlaufschwierigkeiten begeben wir uns abends auf die Fähre, die uns über Nacht um wohlfeile € 230 für zwei Personen, Pony sowie bequemer und geräumiger Außenkabine von Porto Torres nach Toulon/Frankreich bringt. Die Fähre gleicht innen einem Kreuzfahrtschiff, mit Teppichen, Restaurants, Bars, Casino, Kinderspielplatz, etc. Eine günstige Alternative zu einer Hotelnacht!
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