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Geburt einer Ikone

Der Ford Mustang hat den Nerv einer ganzen Generation getroffen. Verantwortlich dafür war Fords Generaldirektor Lee Iacocca, der sich auch gegen internen Widerstand durchgesetzt und so eine Ikone der Automobilgeschichte geschaffen hat.

Wie alles begann


In den amerikanischen 1960er Jahren war die Auswahl an sportlichen und dennoch leistbaren Autos für die Generation der Babyboomer mehr als bescheiden. Fords Generaldirektor Lee Iacocca erkannte, dass man die heranwachsende Zielgruppe - allein zwischen 1946 und 1964 wurden in den USA 79 Millionen Menschen geboren - mit dem genügsamen Falcon und dem kastenförmigen Fairlanes nicht überzeugen würde. Um Firmengründer Henry Ford II von seiner Vision zu überzeugen, stellte Iacocca ein handverlesenes Think Tank aus Ingenieuren, Stylisten, Produktplanern, Marktfoschern, Rennsport-Mitarbeitern und Marketingfachleuten zusammen. Um die Stammmannschaft nicht zu sehr aufzuscheuchen, traf sich die Gruppe anfangs im Hotel Fairlane Inn auf der Michigan Avenue in Dearborn, deshalb ist die Truppe heute noch unter dem Namen "Fairlane Committee" bekannt.


Das Komittee legte erste Ausstattungsmerkmale fest: ein Viersitzer mit geräumigem Kofferraum, ein Design mit langer Motorhaube und kurzem Heck, ein Gewichtslimit von maximal 1.250 Kilogramm, ein Grundmodell mit vielen Ausstattungsoptionen, und ein Preis unter 2.500 Dollar. Das neue Modell sollte bei der Weltausstellung 1964 in New York vorgestellt werden.


Davor galt es noch, einen offiziellen Modellnamen festzulegen. Neben dem internen "T-5" und dem informellen "Special Falcon" waren noch "Torino", "Thunderbird II", "Cheetah" und "Cougar" im Gespräch. Schlussendlich schickte man einen Mitarbeiter der Werbeagentur in die Bibliothek, um eine Liste aller möglichen Tiernamen anzufertigen. Aus dieser Liste stach der "Mustang" als so amerikanisch wie nichts sonst hervor. Zufällig hieß auch eine zweisitzige Sportwagenstudie aus dem Jahr 1962 so, den Namen fand man anfangs jedoch zu luftfahrtlastig (im zweiten Weltkrieg gab es P-51 Mustang Kampfflugzeuge". Mit Verweis auf die amerikanischen Wildpferde wurde der Name aber dann doch genehmigt und der Entwurf des gallopierenden Pferdes für den Kühlergrill des Stylisten Phil Clark als Logo festgelegt.


Die Präsentation


Nun rollte eine der teuersten Markeneinführungskampagnen der amerikanischen Automobilgeschichte an: Journalisten wurden nach Dearborn eingeladen, Werbezeiten für die Prime-Time gebucht, Pressekonferenzen geplant und ganzseitige Werbeeinschaltungen in 2.600 großen Zeitungen geschalten. Bei der Präsentation des Autos auf der Weltausstellung am 17. April 1964 scheute man keine Kosten und Mühen. Den Ford Pavillon konnte man mit einem besonderen, von Disney entworfenen Fahrgeschäft erkunden: in 146 Ford Cabriolets, darunter zwölf neue Mustangs, konnte man eine Zeitreise zu Dinosauriern und steinzeitlichen Höhlenmenschen machen - durch Glastunnel um den Pavillon herum. Diese serienmäßigen "Magic Skyway"-Cabriolets hatten die Seriennummern 100003 - 100014 und sind heute heißbegehrt. Das Modell mit der Seriennummer 100001 war übrigens ein weißes Cabriolet und wurde in Kanada verkauft.


Präsentation des Ford Mustang auf der Weltausstellung in New York im April 1964 (Fotocredit: Bill Cotter/worldsfairphotos.com)
Zwölf fahrbereite Mustangs waren Teil des Magic Skywalks rund um den Ford Pavillon (Fotocredit: Bill Cotter/worldsfairphotos.com)

2.368 US-Dollar. So viel kostete die Basisversion des neuen Ford Mustang mit festem Dach, Sechszylinder-Motor und manuellem Dreiganggetriebe. Die Rechnung ging jedenfalls auf: Die meisten Händler verkauften die ihnen zugeteilten Mustangs bereits am ersten Verkaufswochenende. Mitte August waren bereits mehr als 121.000 Stück verkauft worden. Die meisten Käufer orderten die mit durchschnittlich 1.000 US-Dollar Aufpreis ausgestatteten Modelle mit V8-Motor mit 289 Kubikzoll, Mittelkonsole, Servolenkung und Bremskraftverstärker, Stahlfelgen und Vinyldach.


Indy Pace Car


Mit der Wahl zum Pace Car für das 48. 500-Meilen Rennen von Indianapolis am 30. Mai 1964 - und damit nur einen Monat nach der Präsentation in New York - stand der Mustang erneut im Rampenlicht. Drei Cabrios wurden von Fords NASCAR Schmiede Holman-Moody auf 289 Kubikzoll-Hochleistungsmaschinen umgebaut, damit sie die erforderliche Höchstgeschwindkeit von 225 km/h erreichten. Die Fahrzeuge waren weiß, mit einem "Indy Pace Car" Schriftzug und blauen Rallye-Streifen. Weitere 35 Cabrios wurden als VIP-Fahrzeuge und für den Paradekorso der Festival-Königinnen bereitgestellt.


Ford Mustang Indy Pace Car Replika von 1964 (Fotocredit: American Muscle Car Museum)

190 Indy Pace Car Replikas mit karierter und grüner Motorsportbeflaggung am Heck wurden produziert und an die erfolgreichsten Händler eines Verkaufsbezirks vergeben. Diese und alle anderen frühen Mustangs des Modelljahres 1965, die zwischen März und Mitte August 1964 gefertigt wurden, wurden als 1964 1/2-Modelle geführt. Der einzige Unterschied: statt eines Generators verfügen diese Modelle über eine Drehstrom-Lichtmaschine.



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