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AutorenbildIris Martinz

Die mystische Oststeiermark mit dem Mustang GT

Die Oststeiermark hat viel mehr zu bieten als Äpfel, Thermen und Schlösser. In nur wenigen Stunden findet man Gruseliges, Kurioses und Unerwartetes und ein Ausflug ist damit auch für Einheimische höchst spannend. Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute oft so nah ist! Auf geht's zu Vampiren und trojanischen Pferden!


Zwischen Graz und der östlichen Grenze zum Burgenland erstreckt sich das sanft bewaldete oststeirische Hügelland, in das die Städte Weiz, Gleisdorf, Feldbach und Fürstenfeld eingebettet sind. Aber selbst Einheimische ahnen nicht, welche mystischen und kuriosen Orte sind in ihrer Nachbarschaft verbergen. Orte mit sagenhafter Geschichte oder unheimlichen Erfahrungen.


Oststeiermark
170 km klingen wenig, nehmt euch aber einen ganzen Tag Zeit!

Unser erstes Ziel ist Zeugnis vergangener, durchaus grausamer Zeiten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Schloss Thannhausen in der gleichnamigen Gemeinde nahe Weiz Sitz eines Landgerichts, das auch Todesurteile aussprach. Zur unmittelbaren Vollstreckung durch Erhängen wurde gleich in der Nähe eine Richtstätte gebaut. Noch heute ist dieser aus drei Steinsäulen und Querbalken bestehende Galgen im sogenannten "Galgenwald" erhalten. Man findet ihn in der Nähe der Straße, die vom Schloss Richtung Ponigl führt (Navi-Adresse: 8160 Raas 1). An der angegebenen Adresse befindet sich rechts neben der Straße ein unübersehbarer Salzsilo, vor dem man auch sehr gut parken kann. Direkt daneben führt ein beschildeter Weg in den Wald. Der Galgen sollte eigentlich leicht zu finden sein - wenn man weiß, wo man suchen muss! Wir haben allerdings das in den wenigen dazu gefundenen Quellen angegebene "gute Stück in den Wald" wohl zu wörtlich genommen, den Wald rauf und runter abgesucht, uns zerkratzte Beine eingehandelt, aber den sagenhaften Galgen nicht gefunden! Sehr wohl gefunden haben wir unzähliche Knochen, an mehreren verschiedenen Stellen. Einige waren eindeutig als Tierknochen zu erkennen, bei anderen waren wir uns nicht ganz so sicher.... Creepy!

Nach einer Stunde haben wir entnervt aufgegeben und erst mal in der Nähe was zu Trinken besorgt. Es hat uns aber keine Ruhe gelassen, weshalb wir mehrere Einheimische gefragt haben, ob sie denn genau wüssten, wo der Galgen stünde. Der Großteil hat noch nie etwas davon gehört, erst ein netter Herr mit Sohn wusste Bescheid und hat uns sogar angeboten, ihn uns zu zeigen, weil er doch nur "wenige Minuten vom Parkplatz entfernt" wäre. Von wegen... Schlussendlich hatte der gute Mann aber recht! Er ist tatsächlich fast von der Straße aus zu sehen! Die Krux ist, man darf nicht den ersten Weg in den Wald nehmen (auch wenn der beschildert ist), sondern geht etwa 50 m weiter die Straße entlang. Dann biegt erneut ein Weg in den Wald ab, der sogar noch besser beschildert ist. Und siehe da, wir haben den Galgen nach etwa 50 m doch noch gefunden!

Sehr viel leichter zu finden ist das nächste Ziel, liegt es doch direkt an der Hauptstraße.

Töchterlehof, trojanisches Pferd, Holzpferd, Oberfeistritz
Ponys unter sich

Die Betreiber des Töchterlehofs in Oberfeistritz, einem Stutenmilch- und Friesengestüt, haben ein weit sichtbares hölzernes Pferd in die Mitte des Gestüts gestellt, das an das trojanische Pferd erinnert. Wir haben also unser Pony dem großen Bruder vorgestellt und sie haben sich gleich prächtig vertragen! Freunde der wiehernden Pferdestärken statten dem Gestüt noch einen Besuch ab, wir haben uns aber bald wieder verabschiedet.







Feistritz, Ford Mustang
Pony an der Feistritz

Nur wenige Meter nördlich des Gestüts biegt man rechts in die Stubenbergklamm ein, eine malerische, sehr kurvige Straße entlang der Feistritz, die sich bis Stubenberg am See schlängelt. Sportmodus lässt grüßen! Auf Höhe des Kraftwerks führt ein Radweg direkt zur Feistritz, auch für Ponys ein lohnender Fotospot. Wer möchte, besucht in Stubenberg den gleichnamigen Badesee, oder einige Kilometer weiter das Schloss Herberstein mit seinem weitläufigen Tierpark und einer Dauerausstellung des österreichischen Bildhauers Bruno Gironcoli, berühmt für seine riesigen, skurrilen Skulpturen.


Uns zieht es allerdings weiter in den Süden. Auf Höhe der Ortschaft Kleinpesendorf findet sich direkt an der Wechselbundesstraße (mit eigenem Parktplatz) ein kurioses Kleinod, an dem man auf keinen Fall einfach vorbeifahren sollte. Zum einen besteigt man die Treppe ins Nichts, um einen sagenhaften Blick in das umliegende Hügelland zu werfen. Der etwa 20 m dahinter in einem Kürbisfeld etwas deplatziert wirkende Klangdom hat es in sich: 2011 von einer Pischelsdorfer Künstlergruppe errichtet, bietet das einem Iglu ähnelnde Gebilde aus Plexiglas im Inneren ein unglaubliches Echo! Man hört sich selbst mehrfach und es wird einem beinahe schwindelig davon. Eine einmalige Erfahrung!


Schloss Hainfeld
Schloss Hainfeld

Das nächste Ziel nahe der Bezirkshauptstadt Feldbach ist zwar eher unscheinbar, wartet dafür aber mit einer beinahe unglaublichen Geschichte auf: 1836 weilte der britische Seemann und Reisende Basil Hall während einer Forschungsreise für einige Monate auf Schloss Hainfeld in Leitersdorf bei Feldbach. In seinem anschließend veröffentlichten Reisebericht "Ein Winter in Steiermark" beschrieb er die Steirer wenig schmeichelhaft als "rückständig und dem Aberglauben im höchsten Maße zugetan", die Steiermark selbst als "trostlos und finster". Dieser Reisebericht wiederum inspirierte Jahrzehnte später den ebenfalls britischen Schriftsteller Joseph Sheridan Le Fanu zu seiner Novelle "Carmilla", in der ein weiblicher Vampir just auf Schloss Hainfeld der dort ansässigen Grafentochter langsam die Lebensenergie aussaugt. Carmilla gilt als eine der ersten Vampirgeschichten überhaupt, die im viktorianischen England Ende des 19. Jahrhunderts äußerst populär wurden.


Auch Abraham "Bram" Stoker, ein irischer Zeit- und Schriftstellergenosse Le Fanus, erlag dem Vampir-Hype. Er entwarf das Grundgerüst für seinen weltbekannten Roman "Dracula" auf Basis der Carmilla-Novelle Le Fanus. Handschriftliche Aufzeichnungen belegen, dass Bram Stoker's Dracula ursprünglich in der finsteren Steiermark angesiedelt war! Erst als Stoker 1890 den ungarischen Professor Arminius Vámbéry traf, verlegte er die Handlung auf dessen Empfehlung hin nach Rumänien und formte seine Vampir-Figur in Anlehnung an den rumänischen Fürsten Vlad III. Draculea, den "Pfähler". Der Rest ist Geschichte. Hätte es diese Begegnung nicht gegeben, würden heute Millionen Touristen auf Schloss Hainfeld pilgern anstatt auf Schloss Bran in Transsilvanien, das als "Dracula"-Burg gilt, obwohl es nur geringe Ähnlichkeit mit jener Burg hat, die Stoker in seinem Roman beschreibt. Was wäre wohl aus der Oststeiermark geworden, hätte Stoker seine Handlung nicht im letzten Augenblick verlegt?


Das 1275 erstmals erwähnte Schloss Hainfeld ist übrigens das größte Wasserschloss der Steiermark. Im Inneren gibt es ein chinesisches Zimmer mit Papierbildern, ein Kabinett mit niederländischen Fayenceplatten, Rokokoöfen sowie Stuckdecken aus dem 17. Jahrhundert. Persönlich davon überzeugen kann man sich leider nicht, das Schloss ist im Privatbesitz, somit nicht zugänglich und leider dem Verfall preisgegeben.


Weltmaschine
Gsellmanns raumfüllende Weltmaschine

Sehr wohl öffentlich zugänglich und unbedingt einen Abstecher wert ist hingegen die Weltmaschine von Franz Gsellmann in Kaag bei Edelsbach. Jener Bauer hat in seinem Leben nur eine einzige Reise gemacht, per Zug zum Atomium in Brüssel. Fasziniert von dessen Anblick beschloss er, eine Art Perpetuum Mobile zu bauen. 23 Jahre bis zu seinem Tod 1981 baute er 25 Elektromotoren, tausende skurrile Teile (darunter einen Mercedes-Stern und einen Rumtopf) und hunderte Glühbirnen zu seiner Weltmaschine zusammen, die ohne erkennbaren Zweck trotzdem eine unglaubliche Licht- und Geräuscherfahrung ist. Seine Erben erhalten die Maschine und suchen dafür laufend gleiche oder ähnliche Ersatzteile. Die € 5,-- Eintritt zahlt man gerne für den Anblick dieses unglaublichen Sammelsuriums aus Schrott, Tand und Überbleibsel der 1960er bis 1970er Jahre! Absolut sehenswert!


Ford Mustang, Ferrari

Den Rückweg von Gsellmanns Kuriosum Richtung Gleisdorf sollte man unbedingt über den Steinbüchel Weg, Oberberglen und Sommerberg antreten. Die wenig befahrene Nebenstraße zieht sich an den Hügelkämmen entlang und bietet rechts wie links sagenhafte Ausblicke und damit einige lohnende Fotospots. Das Foto am Beginn dieses Beitrags ist genau dort entstanden! Von Gleisdorf nach Graz nimmt man bevorzugt ebenfalls nicht die Autobahn, sondern die Bundesstraße durch Eggersdorf. So hat man noch Gelegenheit, sich in der Konditorei Rosenberger einen wohlverdienten Eisbecher zu gönnen. Wie man sieht, immer wieder in angenehmer Gesellschaft!



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